Parkinson: Lebenserwartung

Durch das relativ späte Erkrankungsalter der meisten Parkinson-Patienten, sowie durch die Etablierung der Therapie mit Levodopa hat die Medizin heute einen Stand erreicht, bei dem die Lebenserwartung behandelter Patienten sich statistisch nur noch geringfügig von der nicht-erkrankter Personen unterscheidet.

Die Einführung weiterer Medikamente und Operationstechniken (etwa des sogenannten „Hirnschrittmachers“) hat darüber hinaus die Lebensqualität erkrankter Menschen deutlich verbessern können. Allerdings muss man betonen, dass die Situation im Rahmen einer Early-Onset-Parkinsonerkrankung (Beginn zwischen 21 und 50 Jahren) oder im Falle der vom idiopathischen Parkinson abzugrenzenden Parkinson-Plus-Syndrome (etwa: Progressive Supranukleäre Blickparese oder Kortikobasale Degeneration) eine etwas andere sein kann. Das gleiche gilt natürlich für Patienten, die sich gegen eine medikamentöse Behandlung aussprechen.

In Bezug auf eine Parkinson-Erkrankung mit frühem Beginn kann noch ergänzt werden, dass deren Fortschreiten üblicherweise langsamer ist als bei einem späten Beginn und dass der jüngere Körper die meisten der Begleitsymptome deutlich besser wegsteckt, so dass auch in diesem Fall die Lebenserwartung kaum eingeschränkt ist.

Wesentliche individuelle Faktoren

Der Morbus Parkinson selber ist keine tödliche Erkrankung, jedoch können seine Begleitsymptome im fortgeschrittenen Verlauf durchaus lebensbedrohlich werden. Zu nennen ist hier beispielsweise die Aspirationspneumonie bei Schluckbeschwerden – also eine Lungenentzündung, die sich auf Grund des unbemerkten Einatmens von Nahrung oder anderen kleinen Gegenständen entwickelt). Auch Stürze sind im späten Verlauf der Erkrankung sehr häufig und können zu schweren Komplikationen führen.

Aktuelle Studien zeigen, dass individuelle Faktoren bei der „Berechnung“ der Lebenserwartung eine außerordentlich große Rolle spielen und konnten beispielsweise belegen, dass an Morbus Parkinson erkrankte Frauen eine geringfügig höhere Lebenserwartung haben als männliche Patienten. Darüber hinaus hängt die Lebenserwartung sehr stark davon ab, ob man einen guten Zugang zu Behandlung und Pflege hat. Denn eigentlich sind es ja die behandelbaren oder vermeidbaren Komplikationen, die den Morbus Parkinson zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung machen.

Entscheidend für das Erreichen eines „normalen“ Lebensalters ist auch, dass ein behandelnder Arzt frühzeitig die korrekte Diagnose stellt, was auf Grund der teilweise sehr unspezifischen Frühsymptome der Erkrankung nicht immer gut zu leisten ist, denn anfangs äußert sich der Morbus Parkinson überaus häufig in Stimmungssymptomen einer kognitiven Verlangsamung, die der Beobachter oder Mediziner schnell als depressive Störung fehldeuten kann.

Fazit

Bei rechtzeitiger Diagnose, einer guten medikamentösen Einstellung und einer umfassenden therapeutischen Begleitung ist die Lebenserwartung bei einem idiopathischen Morbus Parkinson beinahe identisch mit der Lebenserwartung nicht-erkrankter Personengruppen. Dies gilt auch für eine Parkinson-Erkrankung mit frühem Beginn, da diese üblicherweise eher langsam-progredient ist. Bei sekundären Parkinson-Syndromen, bzw. Parkinson-Plus-Syndromen kann die Lebenserwartung deutlich herabgesetzt sein und die Behandlung muss entsprechend anders ablaufen. Es ist daher sehr wichtig, dass Ärzte hier gut geschult sind und frühzeitig die richtige Diagnose stellen können.

 

Quellen:

  • Savica R, Grossardt BR, Bower JH, et al. (2017): Survival and Causes of Death Among People With Clinically Diagnosed Synucleinopathies With Parkinsonism: A Population-Based Study. JAMA Neurol. 2017 Jul 1;74(7):839-846. doi: 10.1001/jamaneurol.2017.0603.
  • Diem-Zangerl A1, Seppi K, Wenning GK, Trinka E, Ransmayr G, Oberaigner W, Poewe W. (2009): Mortality in Parkinson’s disease: a 20-year follow-up study. Mov Disord. 2009 Apr 30;24(6):819-25. doi: 10.1002/mds.22414.