Morbus Parkinson – Verlauf der Erkrankung

Probleme beim Knöpfe schließen, Schuhe binden oder Zähneputzen? Die ersten Anzeichen von Parkinson ignorieren die meisten Patienten. Denn die Erkrankung beginnt harmlos und verschlimmert sich langsam. Wie schnell sie fortschreitet, ist von Patient zu Patient unterschiedlich, sodass die Entwicklung nicht vorhersehbar ist. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch die Wichtigkeit einer rechtzeitigen Diagnose. Denn eine frühzeitig eingeleitete Therapie hilft, den Verlauf günstig zu beeinflussen.

Wie kommt es zu Morbus Parkinson?

Beim Morbus Parkinson werden im Gehirn zu wenige Botenstoffe produziert. Dabei geht es vor allem um L-Dopamin, das die Basalganglien der grauen Substanz des Striatums bilden. Wenn ein Arzt Parkinson diagnostiziert, ist oft bereits die Hälfte der Dopamin-produzierenden Zellen abgestorben.

Näheres zu den Ursachen von Parkinson

Morbus Parkinson: Die ersten Anzeichen

Die allerersten Symptome sind in vielen Fällen Verlust des Geruchssinnes und unkontrollierte Muskelbewegungen während des Schlafes. Man geht sogar davon aus, dass ein gestörter Geruchssinn als eigener Subtyp des Morbus Parkinson einzustufen ist (näheres dazu hier). Im Schlaf schaltet der Körper normalerweise die willkürliche Muskulatur ab, sodass keine Bewegungen möglich sind. In sehr frühen Stadien des Morbus Parkinson jedoch schlagen Patienten in unmittelbarem Erleben von Träumen vehement um sich.

Das Frühstadium des Morbus Parkinson

Auch andere Symptome sind im Frühstadium wenig spezifisch und nur schwach ausgeprägt. Oft verwechselt man sie mit rheumatischen Beschwerden und lässt sie fälschlich von einem Orthopäden behandeln. Dazu gehören vor allem Schmerzen und Verspannungen in Schulter und Arm, oft nur auf einer Seite.

Körperliche Symptome äußern sich in ersten Störungen der Feinmotorik. Die Schrift des Patienten wird zusehends kleiner und krakeliger. Seine Sprache wird leiser und monotoner. Simple alltägliche Verrichtungen wie das Binden der Schuhe oder Zuknöpfen der Kleidung führen zu Problemen. Das Bewegungsbild eines Parkinson-Patienten verändert sich in typischer Weise: der Gang wird kleinschrittig und während des Gehens schwingen die Arme nicht mehr mit. Die mimische Muskulatur erstarrt zusehends, sodass sich keine Gefühlsregungen mehr im Gesicht zeigen. Man spricht vom Maskengesicht.

Hinzu kommen Verdauungsstörungen in Form von Verstopfungen und auch geistige Veränderungen. Die Patienten werden oftmals depressiv, müde und unruhig. Die Schlafstörungen verstärken sich zusehends.

Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium des Morbus Parkinson nehmen sowohl körperliche als auch  geistige Beschwerden zu. Bereits bestehende Depressionen verstärken sich und Angststörungen bis hin zu Panikattacken treten auf. Hinzu kommen oftmals Anzeichen einer Demenz.

Die Bewegungsabläufe verlangsamen sich zusehends. Eine vornübergebeugte Körperhaltung, kleine Trippelschritte und ein Zittern der Hände (Tremor) deuten nun deutlich auf Parkinson hin. Gangunsicherheit, gestörte Bewegungsabläufe und häufigeres Einfrieren mitten in der Bewegung (Freezing) führen dazu, dass die Patienten eine verstärkte Fallneigung aufweisen. Neuere Erkenntnisse zum Phänomen des Freezing können Sie hier nachlesen.

Die Beeinträchtigungen umfassen nicht nur die willkürliche Muskulatur des Bewegungsapparates, sondern auch die glatte, unwillkürliche Muskulatur der inneren Organe. So wird der Darm träge; dadurch bleibt viel Zeit für das Entziehen von Flüssigkeit, der Stuhl wird hart und es kommt zur Verstopfung. Der Schließmuskel der Harnblase lässt sich schlechter kontrollieren, Harninkontinenz ist die Folge. Auch das Schlucken funktioniert zusehends schlechter und die Speicheldrüsen sind so aktiv, dass der Speichelfluss zunimmt. Störungen der glatten Muskulatur der Gefäße im Penis führen zu Erektionsstörungen.

Endstadium des Morbus Parkinson

Im Endstadium des Morbus Parkinson verstärken sich die genannten Symptome zusehends. Die Bewegungseinschränkungen nehmen immer mehr zu, sodass der Patient auf Rollstuhl und ständige Hilfe angewiesen ist.

Bedingt durch zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder Infektionen kann es binnen kürzester Zeit zur akinetischen Krise kommen. Diese ist durch einen kompletten Ausfall der Muskulatur gekennzeichnet und damit lebensbedrohend. Der Patient kann sich nicht mehr bewegen, nicht mehr schlucken und nicht mehr sprechen. In einem solchen Fall muss sofort eine intensivmedizinische Betreuung im Krankenhaus stattfinden.

Häufig und lebensbedrohlich ist die Aspirationspneumonie durch die gestörten Schluckbewegungen. Gelangen Fremdkörper in die Lunge, führt das zu Lungenentzündungen, die unbehandelt schnell tödlich verlaufen.

Frühzeitige Diagnose und Therapie sind wichtig!

Je früher man die Diagnose stellt und eine Therapie einleitet, desto langsamer schreitet die Erkrankung fort. Dadurch lassen sich die motorischen und psychischen Beschwerden lindern und der Patient kann länger seine Eigenständigkeit erhalten, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Eine ausreichende medizinische Versorgung gewährleistet, dass sich die Lebenserwartung eines Parkinson-Patienten heutzutage kaum noch von der eines gesunden Menschen unterscheidet. Das ist ein riesiger Fortschritt im Vergleich zu früher. Unbehandelt führten vermehrte Sturzneigung, Bewegungsarmut und Bettlägerigkeit mit ihren Folgen wie Lungenentzündungen und Thrombosen zu verfrühten Todesfällen.

Näheres zur Lebenserwartung von Parkinson-Patienten und zur medikamentösen Therapie

Literatur

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  2. Sabine George,‎ Katharina Pichler,‎ Edith Wagner-Sonntag,‎ Andres Ceballos-Baumann,‎ Schroeteler Frauke,‎ Ziegler Kerstin: Was tun bei Parkinson?: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige (Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute). Auflage. Idstein 2016: Schulz-Kirchner-Verlag.
  3. Hoehn MM, Yahr MD (1967): Parkinsonism: onset, progression and mortality. Neurology 17(5): 427-442.
  4. Connolly BS, Lang AE (2014): Pharmacological treatment of Parkinson disease: a review. JAMA 311(16): 1670-83.