Akupunktur lindert Parkinson Symptome

Bei Morbus Parkinson produziert die Schwarze Substanz des Gehirns zu geringe Mengen des Neurotransmitters Dopamin. Dadurch kommt es zu den typischen Krankheitssymptomen wie Zittern, Gleichgewichtsstörungen und verlangsamten Bewegungsabläufen. L-Dopa und Decarboxylase-Hemmer verzögern die Krankheit, führen aber mit der Zeit zu Komplikationen. Koreanische Forscher haben Studien zur Wirksamkeit von Akupunktur analysiert und kamen zum Ergebnis, dass eine ergänzende Therapie den Krankheitsverlauf verbessert [1].

Die Ursachen von Parkinson

Bei Parkinson degenerieren die Dopamin-produzierenden Zellen der Schwarzen Substanz (Substantia nigra) des Gehirns. Der wichtige Botenstoff fehlt bei der Kommunikation der Nervenzellen miteinander. Dadurch funktionieren motorische Bewegungsabläufe nicht mehr wie gewohnt: Es kommt zu Muskelsteifigkeit, Schütteln und verlangsamten Bewegungen.

Behandlung des Morbus Parkinson

In der aktuellen Therapie des Morbus Parkinson behebt man den Dopamin-Mangel durch die Zufuhr von Levodopa (L-Dopa). Gleichzeitig schränkt man den Abbau des Neurotransmitters mit Decarboxylase-Hemmern ein, die die dafür zuständige Dopa-Decarboxylase inhibieren. Dadurch bleibt vorhandenes Dopa länger wirksam [2].

Langfristige Komplikationen der medikamentösen Therapie

Anfangs wirken diese Medikamente ausgezeichnet, aber nach einer Weile verschlechtert sich der Zustand der Patienten wieder [3]. Das liegt daran, dass die Schwarze Substanz immer weiter zurückgeht und damit ein wichtiger Speicher für das Dopamin fehlt. Eine Zwischenspeicherung und Freigabe je nach Bedarf ist nicht mehr möglich, sodass das Dopamin relativ kurz und heftig wirkt und schnell abgebaut wird.

Auf dieses ständig veränderte Angebot an Dopamin reagieren die Rezeptoren der Zellen unvorhersehbar: Mal reagieren sie überhaupt nicht mehr, manchmal führt Dopamin zu einer viel zu starken Reaktion. Das äußert sich in Dekompensationen in Form von Schwankungen in der Wirksamkeit (motorische Fluktuationen) und überschießenden Bewegungen (Dyskinesien).

Solche Komplikationen gibt es ohne Dopa-Behandlung im normalen Verlauf des Morbus Parkinson nicht. Man beobachtet sie bei der Hälfte der Patienten nach fünf Jahren Behandlung mit L-Dopa. Nach zehn Jahren sind es bereits 80 % [4].

Daher beginnen junge Parkinson-Patienten oft erst dann mit einer medikamentösen Therapie, wenn die Erkrankung ihr tägliches Leben stark zu beeinträchtigen beginnt. Mit Ausnahme bereits sehr alter Patienten versucht man den Beginn der Therapie so spät wie möglich zu beginnen.

Akupunktur als ergänzende Behandlung von Parkinson

Akupunktur setzt man vor allem in asiatischen Ländern, in zunehmendem Maße aber auch in den westlichen Industrienationen zur ergänzenden Therapie des Morbus Parkinson ein. Insbesondere die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die koreanische Medizin wenden sie zur Besserung der Symptomatik an [5].

Mehrfach berichteten Studien, dass Akupunktur zu einer Besserung der Symptome führt, eine Verminderung der Medikamentendosis ermöglicht und Nebenwirkungen verringert. Ebenso erleichtert sie das tägliche Leben, indem sie beispielsweise den Schlaf verbessert. Zudem soll sie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen [6].

Alte Studien zur Akupunktur bei Parkinson hatten zu teilweise widersprüchlichen Ergebnissen geführt, zu wenige Patienten erfasst oder schlecht konzipiert [7]. Seitdem hat man viele neue Untersuchungen durchgeführt, die noch nicht zusammenfassend betrachtet wurden.

Koreanische Wissenschaftler fassen Studien zur Akupunktur zusammen

Das haben koreanische Wissenschaftler zum Anlass genommen, sich diese neueren Studien in Form einer Metaanalyse näher anzuschauen [1]. Metaanalyse bedeutet, dass man bereits durchgeführte Studien unter veränderten Gesichtspunkten auswertet.

Nur 25 von 982 Publikationen bestanden die strengen Aufnahmekriterien. Diese randomisierten kontrollierten Studien (Randomized Controlled trials RTC) haben Wissenschaftler zwischen 2000 und 2014 in China und Korea durchgeführt und damit 1616 Patienten erfasst.

Verglichen wurden die Ergebnisse mit und ohne Akupunktur nach der Unified Parkinson´s Disease Rating Scale (UPDRS)-Skala, der Webster-Skala und nach der Effektivität. Diese erlauben die Beurteilung der motorischen und kognitiven Funktionen sowie anderer wesentlicher Kriterien des Morbus Parkinson.

Die Ergebnisse der Metaanalyse

Zusammenfassend stellte sich heraus, dass Akupunktur die Symptome von Parkinson besser zu lindern vermag als keine Behandlung oder die konventionelle medikamentöse Therapie. Zudem hatte eine Kombination aus Akupunktur und konventioneller Behandlung einen besseren Effekt als die konventionelle Behandlung alleine.

Was ist von dieser Metaanalyse zu halten?

Die Metaanalyse deutet darauf hin, dass eine Akupunktur als komplementäre Behandlungsmethode die Symptomatik bei Parkinson verbessert. Allerdings sind die Ergebnisse noch mit Vorsicht zu betrachten, da man bei den verschiedenen Studien sehr unterschiedliche Messskalen und unterschiedliche Akupunkturpunkte verwendet hat. Für saubere wissenschaftliche Aussagen wären daher Studien mit zahlreichen Teilnehmern und einheitlichen Kriterien wünschenswert.

Die Wissenschaftler selbst beschreiben am Ende ihrer Publikation, dass es in einer anderen Metaanalyse Hinweise auf eine Verbesserung der Parkinson-Symptomatik durch pflanzliche Behandlung gemäß der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt [8]. Daher empfehlen sie ausdrücklich weitere Untersuchungen mit Pflanzenmedizin plus Akupunktur im Vergleich zur konventionellen Behandlung des Morbus Parkinson.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

Besprochene Publikation:

  1. Lee SH, Lim S.
    Clinical effectiveness of acupuncture on Parkinson disease: A PRISMA-compliant systematic review and meta-analysis.
    Medicine (Baltimore). 2017 Jan;96(3):e5836. doi: 10.1097/MD.0000000000005836. Review.

Leitlinien zur Behandlung von Morbus Parkinson

  1. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): Idiopathisches Parkinson-Syndrom – S3-Leitlinie PDF Langfassung>>; PDF Kurzfassung>>.

Weiterführende Literatur

  1. Rao SS, Hofmann LA, Shakil A.
    Parkinson’s disease: diagnosis and treatment.
    Am Fam Physician. 2006 Dec 15;74(12):2046-54. Review.
  1. Schrag A, Quinn N.
    Dyskinesias and motor fluctuations in Parkinson’s disease. A community-based study.
    Brain. 2000 Nov;123 ( Pt 11):2297-305.
  1. Lee MS, Shin BC, Kong JC, Ernst E.
    Effectiveness of acupuncture for Parkinson’s disease: a systematic review.
    Mov Disord. 2008 Aug 15;23(11):1505-15. doi: 10.1002/mds.21993. Review.
  1. Zeng BY, Zhao K.
    Effect of Acupuncture on the Motor and Nonmotor Symptoms in Parkinson’s Disease–A Review of Clinical Studies.
    CNS Neurosci Ther. 2016 May;22(5):333-41. doi: 10.1111/cns.12507. Epub 2016 Feb 4. Review.
  1. Zhang G, Xiong N, Zhang Z, Liu L, Huang J, Yang J, Wu J, Lin Z, Wang T.
    Effectiveness of traditional Chinese medicine as an adjunct therapy for Parkinson’s disease: a systematic review and meta-analysis.
    PLoS One. 2015 Mar 10;10(3):e0118498. doi: 10.1371/journal.pone.0118498. eCollection 2015. Review.
  1. Wang Y1, Xie CL, Lu L, Fu DL, Zheng GQ.
    Chinese herbal medicine paratherapy for Parkinson’s disease: a meta-analysis of 19 randomized controlled trials.
    Evid Based Complement Alternat Med. 2012;2012:534861. Epub 2012 Sep 13.