Laut den wissenschaftlichen Forschungsberichten in Cell beeinflusst der Zustand der Darmflora Morbus Parkinson. Die Erkenntnis geht aus Versuchen mit genmodifizierten Mäusen hervor. Die Tiere hatten eine Überproduktion von Alpha-Synuclein entwickelt und erkrankten in Folge dessen an Morbus Parkinson. Im Gegenversuch wurden parallel Mäuse keimfrei aufgezogen, welche hingegen gesund blieben.
Die Forscher schlossen aus diesen Versuchen, dass die Mäuse einen bakterienfreien Darm, aufgrund der keimfreien Aufzucht hatten. Im Versuch sind Mäuse nach der oralen Gabe von Darmbakterien an Morbus Parkinson erkrankt, die man zuvor Morbus Parkinson Erkrankten Patienten entnommen hatte.
Die Rolle des Darms
Im menschlichen Körper befinden sich unzählige Bakterien, von denen einige nützlich und notwendig, andere hingegen schädlich und krankheitserregend sind. Diese winzigen Lebewesen sitzen auf Haut und Schleimhäuten, sowie vor allem im Darm. Diese Mikroben sind für uns Menschen lebenswichtig, denn sie tragen maßgeblich zu unserer Gesundheit bei und bilden gleichzeitig einen essentiellen Teil unseres Immunsystems. Der Wissenschaftler Joel Doré vom INRA-Institut in Paris bezeichnet sie sogar als eigenes Organ, um deren Wichtigkeit herauszustellen. Die menschlichen Organe stehen stets im Kontext und deren Funktionsweise kann Auswirkungen auf ein jeweils anderes Organ haben. Forscher sehen demnach auch einen essentiellen Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn. Die Darmtätigkeit wird vom sogenannten Nervus vagus (der zehnte Hirnnerv) beeinflusst. Doch ist eine umgekehrte Beeinflussung auch denkbar? Dies wäre denkbar, denn Substanzen wie Serotonin und Dopamin werden im Darm produziert und fungieren im Gehirn als Neurotransmitter.
Warum kann die Darmflora einen Einfluss auf Morbus Parkinson haben?
Proteine als Auslöser für Morbus Parkinson?
Einige Forscher auf dem Gebiet der Neuroanatomie scheinen vielleicht eine Antwort gefunden zu haben: Sie vermuten eine durch Proteine ausgelöste Prionenerkrankung, die durch die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen. Diese Proteine gelangen über die Nervenbahnen unmittelbar ins Gehirn und verursachen dort eine fatale Kettenreaktion.
Das sagen Forscher des California Institute of Technology (Pasadena)
Diesem Sachverhalt gingen die Forscher Sarkis Mazmanian und Timothy Sampson auf den Grund. In Versuchen konnten sie nachweisen, dass Darmbakterien, welche die Anzahl der menschlichen Zellen um ein vielfaches übersteigen, zu einer speziellen Substanzproduktion in den Lage sind. Diese werden im Darm resorbiert und über die Blutbahn zum Gehirn transportiert. Besonders schnell werden dabei etwa die kurzkettigen Fettsäuren Acetat, Propionat oder Butyrat resorbiert. In Versuchen an Mäusen, zeigte sich ein Anstieg von Alpha-Synuclein. In Folge dessen litten die Tiere schnell an motorischen Störungen, wie sie insbesondere bei Morbus Parkinson charakteristisch sind.